Wir sind im deutschsprachigen Raum (ausserhalb ist uns nichts bekannt geworden) in der einmaligen Lage, den Neubau eines Gradierwerkes zu beschreiben. Das Verfahren und Hintergrundwissen zum Umfeld, werden wir (sehr bildlastig) in Bezug zum Bildmaterial erklären. Zahlenwerte bzw. Abmessungen sind, wo wir es für sinnvoll halten, mit der Farbe -Lila- ausgezeichnet.
Vieles bezieht sich nur auf das Gradierwerk in Bad Sooden-Allendorf, ist aber weitgehend, das Verfahren betreffend, übertragbar.
Ja - einfach ausgedrückt, ist ein Gradierwerk ein grosses bzw. langes oder sehr langes und hohes Holzgerüst. Es dient zur Aufnahme von Reisigbündeln über die dann Sole zur Konzentrationserhöhung von oben herunter rieselt.
Teilansicht aus Richtung Westen, Bereich Kurpark und dem Schwanenteich. Am linken Bildrand der alte Bohrturm mit neuer Dachfläche. Eine Gesamtansicht ist auch von der süd-südwestlich vorliegenden Strasse, wegen baulicher Gegebenheiten, nicht möglich.
Länge: 140 m | Ob die Abmessung die überbrückte Strasse einschliesst, muss noch geklärt werden. |
Breite: 12m | Fundament - Turm am Solgraben |
Breite: 16m | Gesamtbreite mit gegenüberliegenden seitlichen Ausbuchtungen der Sitzflächen |
Breite: 2,7m | Nur der Wandelgang |
Breite: 4,7m | Wandelgang an der Stelle mit den seitlichen Ausbuchtungen der Sitzflächen |
Höhe: 18m | An welcher Stelle, ist uns noch nicht bekannt |
Gradierfläche: 2400 m² | Davon ca. 450 bis 500 m² für Besucher nicht mehr frei nutzbar |
Durchflussmenge Sole: 250 m³ | In 24 Stunden |
Der Neu-Aufbau begann im Spätsommer des Jahres 2000 und war Ende des Jahres 2002 abgeschlossen. Im linken Bild sehr gut zu sehen, die alten Fundamente. Diese wurden wieder benutzt und wo erforderlich, durch neue Betonsockel ersetzt.
Im rechten Foto beginnt der Aufbau der Bodenkonstruktion. Foto = 40KB. Die Längs- und Querträger (Balken) als Sockelauflieger der Bodengruppe des Gradierwerkes, haben einen Querschnitt von 30 x 24 cm.
Foto Links: 52KB ¤ Foto Mitte: 52KB ¤ Foto Rechts: 40KB
Die 3-er Bildgruppe lässt eindeutig (speziell das mittlere Foto) erkennen, für welches Gradierprinzip dieses Gradierwerk gebaut wurde.
Deutlich ist hier erkennbar, wie das Gradierwerk (links der 1. Bauabschnitt), eine vielbefahrene Strasse überbrückt Foto = 52KB. Im rechten Bild, mit dem Blick nach oben auf den Richtkranz wieder erkennbar, dass das Gradierwerk im »Kurort Bad Sooden-Allendorf« eine in sich geschlossene Konstruktion ist.
Diese Innenansicht, Foto = 48KB, zeigt den einfachen und soliden Aufbau eines Gradierwerkes dieses Gradierverfahrens mit zwei Reisigwänden, wie es mehrheitlich noch verwendet wird.
Da diese Reisigbündel erneut angesprochen werden, nun eine etwas ausführlichere Erklärung dazu:
Die allerorten verwendeten Reisigbündel, Fotos vom Einbau hier darunter, sind das Geäst des Schlehdornes. "Prunus spinosa LINNÉ", als Schlehendorn, Schlehe und halt als Schwarzdorn bekannt. Die Äste haben eine dunkelbraune, fast schwarzfarbene Rinde und sind sehr widerstandsfähig. Diese Eigenschaft des Schlehdornes hat ihn quasi zum Einsatz in Gradierwerken unentbehrlich gemacht.
Foto Mitte: 56KB
Die obige Bildreihe zeigt wie die Reisigbündel eingebaut werden. Zu den Abmessungen dieser Bündel folgen ggf. noch Angaben. Im Bild nebenan wird bereits an einer Seite der Boden einer Wandelgangseite gezimmert.
Jahreszeitlich (die Bauzeit betrug zwei Jahre) und witterungsbedingt wurden und mussten auch, etliche Arbeitsgänge parallel ausgeführt werden. An dieser Stelle noch einige, vielleicht hilfreiche Hinweise zu unserer Versorgung mit Schwarzdornreisig.
Dieses Gehölz, der sehr stark verästelte und mit Dornen bewehrte Strauch erreicht, je nach Standort, eine Höhe von etwa drei Meter. Wo er nicht geschnitten wird, soll eine Baumhöhe von fünft bis sechs Metern möglich sein.
Kalkreicher und leicht steiniger Boden mit viel Sonne, wie er hier im Gebiet der Werra, dem Meissner-Vorland und im angrenzenden Thüringen anzutreffen ist, bietet ideale Bedingungen für ein reiches Vorkommen und Wachstum. Für "unser" Gradierwerk kann der Bedarf also gut gedeckt werden.
Foto Links: 40KB ¤ Foto Mitte: 48KB ¤ Foto Rechts: 56KB
Die obere 3-er Reihe der Abbildungen zeigt den weiteren Verlauf im 1. Bauabschnitt, also den westlichen und längeren Bereich des Gradierwerkes in Bad Sooden-Allendorf.
Foto Mitte: 48KB
Die auf diesen drei Bildern zu sehenden seitlichem Abstützungen, sind vergleichbar mit Pilote (Rammpfähle), sitzen am Boden jedoch auf einem Sockel (Sandstein) auf.
Diese Pfähle zur seitlichen Abstützung, gehen im Gradierwerk Bad Sooden-Allendorf fast bis zum Dach und stützen die Konstruktion, beidseitig, in einem Winkel von geschätzten 25 Winkelgraden ab. Die Länge bzw. Höhe dieser Masten (die Fachbezeichnung ist dem Autor nicht bekannt) kann demnach etwa 20m betragen und ist vermutlich abhängig von der Topografie angepasst worden. Zumindest weisen die Abstützblöcke (dem Augenschein nach) keine wesentlichen Höhenunterschiede auf.
Das Gradierwerk ist insgesamt mit vierunddreissig (34) dieser langen Masten gegen Sturm und Erschütterungen gesichert. Im Fussbereich haben diese Masten (im Mittel) einen Umfang von etwa 70cm, das entspricht einem Durchmesser von 22cm.
Die vielen Verstrebungen (rechtes unteres Foto) der Bodengruppe unter dem Boden des Wandelganges, haben i.d. Regel ein Querschnittmass von 14 x 14 cm. Die Höhe dieses Unterbaues im genannten Bereich, beträgt ca. 2,2m und ist den topografischen Gegebenheiten angepasst.
Das linke Bild zeigt den Wandelgang auf der süd- südöstlichen Seite. Hier ist das Dach noch nicht eingedeckt. Im rechten Bild die Ansicht vom Solgraben aus, zu sehen ist das fast fertige Gradierwerk, es fehlt allerdings noch der gesamte Dachaufbau.
Foto Links: 40KB ¤ Foto Mitte: 52KB ¤ Foto Rechts: 36KB
In der Mitte die Ansicht auf den westlichen Turm am Solgraben. Die beiden äusseren Fotos sind u.a. ein Beweis für die geleistete solide Zimmermannsarbeit.
Foto Links: 40KB ¤ Foto Rechts: 36KB
Diese letzte Bildreihe zeigt den Wandelgangbereich an der westlichen Stirnseite (Solgraben) des Gradierwerkes. Links die äussere Ecke, entlang der Reisigwand mit Blick zum Dachbereich. Rechts ist die (stets verschlossene Tür) zum Aufgang auf das Dach des Gradierwerkes zu sehen. Das mittlere Foto gibt den Blick frei auf den Treppenaufgang nach oben, das Gebälk mit der Treppe ist gut erkennbar.
Im Foto nebenan ist eine Verbindungsstelle zu sehen. Es zeigt eine der vielen Bolzenverschraubungen aus Edelstahl. Edelstahl sollte heute auch für Reparaturen verwendet werden, um teuere Folgekosten durch Korrosion der Bolzenverbindungen zu vermeiden.
Die Ansichten dieser drei Fotos sind wirklich selten. Selten deshalb, weil sie nach dem Neuaufbau entstanden sind, alles noch neu ist.
Zu sehen ist jeweils der Bereich unter dem begehbaren Boden, dem Wandelgang. Hier wird die Sole gesammelt die nach dem Herunterrieseln noch ankommt.
Weitere Fotos zu diesem Punkt sind auf der Folgeseite zu sehen, auch Erklärungen dazu.
Der zweite und letzte Teil dieser kleinen bebilderten Dokumentation zeigt das Gradierwerk drei Jahre nach der Wiederinbetriebnahme.
Es werden weitere Informationen, vor allem zum Verfahren eines Gradierwerkes erklärt.
- hs -
© 2004-2009 «» http://gradierwerk.heimatkunde-bsa.de
Letzte Änderung: 23/08/2009 - 19:52 Uhr