Verein

Architektur - Verfahren des Gradierwerkes
in Bad Sooden-Allendorf

Verfahren und Wirkungsweise

des Gradierwerkes

in Bad Sooden-Allendorf

Aufgang Wandelgang Aufgang Wandelgang Wandelgang

Im linken Foto der Aufgang zum Wandelgang an der Seite des Bohrturmes. In der Mitte ist dieser Wandelgang mit dem Sitzbereich zu sehen, welcher bei uns u.a. auch für die Nutzung von Rollstühlen optimal geeignet ist. Das trifft auch auf die anderen Wandelgänge zu. Dazu wurden an den Stirnseiten im Bereich der Strassenüberbrückung eigens leichte Rampen angebracht.

DachbrueckeKaum Jemand blickt wohl bewusst nach oben, wenn er die Strasse überquerend von einem Teil des Gradierwerkes in den anderen wechselt. Foto = 36KB Eigentlich gehört dieses Bild noch zum Bereich Architektur-1. Diese Holzkonstruktion ist der Unterbau für die Überbrückung der Strasse, es wurde bereits erwähnt. Wir nehmen es jedoch zum Anlass um zu erklären, dass der "Kurort Bad Sooden-Allendorf" erneut mit einer Einmaligkeit (bis jetzt) in Deutschland aufwarten kann.

Vom kleineren, östlichen Teil des Gradierwerkes, wurde der nord-nordwestlich ausgerichtete Teil des Wandelganges einschliesslich der Aussenanlagen in ein Neubauprojekt, der Werratal-Therme einbezogen. Da dies ein Privatprojekt ist, bieten wir aus Gründen der Neutralität keine Fotos an.

Abfluss AbfluesseDas linke Foto zeigt einen Abfluss für Regenwasser von der Dachfläche eines Wandelganges. Im rechten Foto ist der Abfluss von Sole zu sehen, welche bereits einen Rieselgang hinter sich hat.
Wohin dieses Sole- und zeitweise auch Sole-Regenwassergemisch abgeführt wird, bedarf noch der Recherche.

Sole am Boden Bodenwanne Sole fliesst ab
Foto Links: 32KB ¤ Foto Mitte: 44KB ¤ Foto Rechts: 36KB

Diese 3-er Bildreihe zeigt verschiedene Einblicke in diesen Komplex unter den Wandelgängen. Die beiden äusseren Fotos zeigen die sich sammelnde Sole in der durchgehenden Bodenwanne des jeweiligen Gradierwerk-Teiles.

In Bad Sooden-Allendorf wurde und wird die zweiwändige Gradierung genutzt - sie hat den höchsten Wirkungsgrad.
Zur Vervollständigung:
- Bei einwändigen Reisigwänden, wo üblicherweise nur die dem Wind direkt zugewandte Seite berieselt wird, kann auch die innere Reisigwandfläche berieselt werden. Dieses Gradierverfahren ist als kubische Gradierung bekannt, aber ebenfalls allein nicht so wirkungsvoll wie die zweiwändige Gradierung.
- Bei zweiwändigen Gradierwerken wurde auch eine Kombination aus Flächengradierung und kubischer Gradierung genutzt. Einzelheiten sind dem Autor nicht bekannt.

Auch ein Solegraben? Bodengruppe-1Diese Ansicht bietet sich, wenn ein Interessent über die Abschottung und den Spritzschutz am Bodenbereich in die Bodenwanne blickt. Weil das eher selten geschieht, die herabrieselnde Sole kommt in unterschiedlichen Mengen sowie mehr oder weniger stark spritzend unten an, darum - stellvertretend diese beiden Bilder.

Zum Verfahren - Wirkungsweise:

Stuetzpfeiler Oberer BereichEine Ansicht der Stirnseiten, welche im Querschnitt die sich nach oben verjüngende Stapelung mit Reisigbündeln zeigen, ist wegen baulicher Gegebenheiten leider nicht möglich. Die folgende Beschreibung wird es aber verdeutlichen.
Foto = 44KB und Foto = 52KB Nachdem alle Reisigbündel eingebaut sind, es wird dabei bereits nach oben verjüngend gestapelt, muss diese grosse Wand der zukünftigen Rieselfläche möchlichst sauber und gleichmässig geschnitten werden.

Angaben über eine ideale Neigung nach oben liegen hier nicht vor. Fakt ist jedoch, je steiler die Rieselfläche ist, je geringer ist die Wirkung der Gradierung. Ein unangenehmer Nebeneffekt tritt auf, weil die Sole dann weniger durchdringend durch das Reisig rieselt, sie läuft mehr oder weniger spritzend nach unten. Besucher auf den Wandelgängen werden sehr stark belästigt.
Alles das ist wieder noch von der Windrichtung abhängig und wie stark der Wind weht. Verschwiegen werden darf nicht, dass die Abflussmenge auf dem Dach des Gradierwerkes regelmässig kontrolliert und justiert werden muss. In Bad Sooden-Allendorf wird die Durchflussmenge der Sole direkt an den auf dem Dach durchlaufenden Holzrinnen per Zapfhahn von Hand geregelt.

Wandelgangdach Senkr. Pfeiler Blick nach oben

Die drei Fotos hier darüber zeigen wieder einige Ansichten dieser Rieselfläche aus Schwarzdornreisig. Kaum ein Besucher, wenn es denn interessiert, wird sich diesen Anblick gönnen wollen, zu stark läuft halt oft die Sole spritzend herunter. Im Bodenbereich beträgt die Neigung hier etwa 8-10 Prozent, aber nicht gleichmässig (nachgemessen). Subjektiver Endruck: Die Neigung nach oben könnte bei einer neuen Eindeckung sukzessiv vergrössert werden oder, die Durchflussmengen der Sole müssen regelmässiger den Gegebenheiten angepasst werden.

Fotos von dieser einfachen aber soliden Konstruktion sind leider (noch) nicht verfügbar. Das Dach des gesamten Gradierwerkes ist, wieder leider, öffentlich nicht zugänglich.
Wie auf den Abbildungen zu sehen ist, hat die herabrieselnde Sole nach drei Jahren es geschafft, durch ihre Ablagerungen (mehr darüber unter Dornstein) eine gleichmässig aussehende Rieselwandfläche aufzubauen.

ReisigwandDer Nachteil: die Sole läuft an der ständig immer glatter werdenden Rieselfläche immer schneller spritzend nach unten. Das nebenstehende Foto = 44KB zeigt die Ansicht, wenn ein Interessent sich direkt an die Spritzschutzwand stellt, hinüber zur Rieselfläche beugt und dann nach oben zum Dach des Gradierwerkes schaut. Schwardornreisig
Das rechte Foto = 52KB zeigt in einem Bildausschnitt eine solche ruhige Situation. Wer einen günstigen Zeitpunkt erwischt (kein Wind und neu justierte Ablaufhähne) bekommt nur wenig Salzspritzer auf seine Kleidung und, wer fotografieren will, die Kamera lässt sich reinigen.

VerbinderMit einem weiteren Bild, Foto = 44KB es zeigt eine Schnittstelle mit Querverbindung (es davon 30 Verbindungen) durch die Reisigwand, nun im Folgenden einiges Wissenswerte zur Sole, zum Salz und deren Umfeld.
In 100g Wasser lassen sich bei einer Temperatur von +20 °C, genau 35,9 Gramm Kochsalz auflösen.
Eine 0,9 prozentige Lösung von Natriumchlorid in Wasser wird in der Medizin als physiologische Kochsalz-Lösung als Ersatz des Blutvolumens verwendet; sie ist isosmotisch mit dem Blutplasma.

Wandelgang-5 Wandelgang-3Diese Scenerie, den linken und rechten Wandelgang, das auch noch mit den seitlichen Ausbuchtungen der Sitz- und Ruheflächen zu überblicken, gibt es so nicht. Die Ansicht rechts ist bereits historisch.
Foto links: 48KB ¤ Foto rechts: 48KB
Dazwischen befindet sich in Bad Sooden-Allendorf die zweiwändige Gradierfläche. Es gibt Gradierverfahren mit nur einer Reisigwand und Kombinationen in den Anordnungen um, je nach örtlicher Lage, eine möglichst hohe Wirkleistung zu erzielen.

Der ureigene Zweck eines Gradierwerkes ist heute ja nicht mehr gegeben. Die zur optimalen Salzgewinnung oft mehrmaligen Rieseldurchläufe um die Konzentration zu erhöhen, reinigten zwar die Sole immer mehr auch von den Zusatzstoffen. Aber dabei musste immer auch der Salzverlust durch Leckagen einkalkuliert werden. Die Verluste durch Zerstäubung sollen zwischen 10 und 20 Prozent liegen können. Darum war es ja auch so wichtig, Vorräte anzulegen, wie wir es auch im Salzwerk des heutigen Sooden gemacht haben. Einzelheiten dazu unter Saline Allendorf an der Werra. Das Thema wird dort behandelt.

Nehmen wir die beiden obigen Bilder als Beispiel:
Aktuell: kein Gradierwetter!

Was ist nun »Gutes Gradierwetter?
  1. Sonnenschein
  2. Hohe Aussentemperatur
  3. Hohe Windgeschwindigkeit
  4. Trockene Luft

Diese idealen Faktoren werden selten gleichzeitig vorhanden sein. Bei der heutigen Nutzung eines Gradierwerkes als Freiluftinhalatorium ist das weniger von Bedeutung, da selbst bei regnerischem Wetter im Bereich der Wandelgänge die Luft noch sehr salzhaltig sein kann.
Auf Liegewiesen, die ja auch bei trübem Wetter und Wind genutzt werden, ist der Salzgehalt für eine therapeutische Wirkung entsprechend sehr gering.

f
Verstrebung Foto links: 56KB, Foto rechts: 68KB Sinn und Wirkungsweise der Reisigwände besteht ja darin, die nutzbare Oberfläche für die herabrieselnde Sole so gross wie nur möglich zu machen. Es muss allerdings ein Kompromiss zwischen der Oberfläche und dem Wirkungsgrad gefunden werden. Ein Beispiel zeigen auch die beiden Bilder. Links, eine noch wirkungsvolle Oberfläche; rechts ist der Wirkungsgrad bereits sehr viel geringer. Der Beweis sind die starken Ablagerungen auf dem Reisiggeäst. Aus den Ablagerungen der Sole baut sich immer mehr der sogenannte Dornstein auf.
Letztendlich war ja der Zweck des Gradierens nur, eine möglichst hohe Konzentration der Sole mit möglichst wenigen Durchläufen zu erreichen. Nur so konnten ja die Kosten für das teuere Brennmaterial gesenkt werden. Siehe dazu auch Saline Allendorf an der Werra.

Örtliche Gegebenheiten: dazu gehört auch die Ausrichtung des Gradierwerkes nach den Himmelsrichtungen in Verbindung mit einer optimalen Sonneneinstrahlung, wie auch die Ausrichtung nach vorherrschenden Windrichtungen. Wird die Reisigwand zu dicht, kann der Wirkungsgrad niedriger werden, weil Sonne und Wind weniger effektiv einwirken können.

Abstuetzung   Angefault
Angefault   wieder Neu  

Zum Abschluss noch obige vier (3) Fotos. Zeigen doch zwei der Abbildungen, wie schnell der Verfall voran geht. Foto-rechts = 44KB Ob nun bereits beschädigtes Holz vorlag, oder weil an exponierter Stelle (Bild rechts aussen) mechanische Einwirkungen die Ursache sind - es bleibt nichts neu.
Die Schadstelle im mittleren Bild ist etwa 20 x 20 cm gross. Im rechten Foto ist die Länge des Schadens beachtliche 130 cm lang und verjüngt sich von unten nach oben von ca. 10 cm auf 5 cm Breite.
Zu berücksichten ist ggf., dass dieses Strassenstück durch das Gradierwerk noch Baustelle ist (darum zwei Fotos).

Pylone a.d. Strasse (Abstützungen) wurden erneuert

Noch eine Anmerkung zu den Sandsteinblöcken als Basis für die diagonal angebrachten seitlichen Abstützmasten: Es ist nicht bekannt, ob diese Fundamente auf einer geologisch festen Felsformation aufsitzen bzw. verankert sind. Siehe dazu auch die Anmerkung zu Pilote an anderer Stelle.

Die zuvor gezeigten alte Schäden an den Piloten, zeigen sich im Winter 2006/2007 bereits wieder an Piloten des neuen Gradierwerkes. Kein abgelagertes Holz, nicht ausreichend gegen Fäule geschützt (Salz konserviert)? Wir gehen davon aus, dass es als Problem erkannt ist.

Erstaunlich ist, wie schnell doch unsere Pionierleistung, Abriss - und Neuaufbau eines Gradierwerkes, zum Vorbild wurde. Da wir grundsätzlich keine Werbung machen, wollen wir diesen bekannten Kurort nicht nennen!

Im Sommer 2007 zeigen wir einige Fotos des nächtlich beleuchteten Gradierwerkes. Das Umfeld des geänderten Kurbereiches wird dann vermutlich "stimmig" sein.

- hs -

© 2004-2009  «»  http://gradierwerk.heimatkunde-bsa.de

Letzte Änderung: 23/08/2009 - 19:52 Uhr